Die Sage vom Burgrieder Salama

Ähnlich wie das Riffelweible hauste das Sallamale, auch "Grambamale" genannt, in Moorwiesen und Altwässern, die 2-3 km von Burgrieden entfernt sind. Es erschien in verschiedenen Gestalten: Einmal tauchte es als schwarzer Pudel, ab und zu als weißer Pudel oder auch als Schwein auf.

 

Zu Beginn des ersten Weltkrieges und in den Jahren zuvor mussten "Soldatensäcke" 

in die Kasernen nach Ulm gebracht werden. Die Säcke, welche Kleidung und Ver- 

pflegung für die Soldaten enthielten, wurden jede Woche einmal von demselben 

Fuhrwerk, das als bestes in der Umgebung galt, nach Ulm befördert.

 

Der Fuhrmann selbst war ein "großes und stämmiges Mannsbild", das keineswegs

ängstlich oder zimperlich war. Das einzige, wovor es ihm grauste, soll das Achstetter 

Wäldle gewesen sein, welches an das Sallamoor grenzte.Da dieses aber auf dem 

Weg nach Ulm nicht zu umfahren war, reiste der Bauer nicht ohne seinen 

berühmten Dreschflegel. Denn sobald er in die Nähe des Wäldchens kam, fingen die 

Gäule an zu "rappla". Sie begannen zu schwitzen und zu schäumen. Oft "scheuten" 

sie und wollten nicht mehr weitergehen. Nicht selten glaubte der geplagte Bauer, 

einen schwarzen Pudel zu sehen, der sich unter den Wagen schlich und in einer 

Achse verkroch. Solange er mit dem Fuhrwerk in Berührung war, bebte und zitterte

dieses so heftig, dass der Fuhrmann vom Wagen fiel und 2-3 Stunden bewusstlos 

liegen blieb. Es sei auch vorgekommen, dass er von einem Unsichtbaren von 

seinem Fahrerbock gezerrt und in den Graben gebockst worden sei, oder dass sich jemand ihm ins "Kreiz" setzte, bis er vom Wagen kullerte.

Einmal jedoch soll sich der Pudel direkt vor die Gäule gestellt haben, so dass diese wie angewurzelt stehen blieben. Dann hätten sie, ohne auf ihren Fuhrmann zu hören, umgekehrt und seien schwitzend und keuchend nach Burgrieden zurückgekehrt.

 

Die 24 Soldatensäcke befanden sich - zum Entsetzen des Fahrers und seiner Nachbarn - nicht mehr auf dem heimkehrenden Wagen.

Nicht nur das Fuhrwerk nach Ulm wurde vom Sallamale überrumpelt, auch Fahrradfahrer und Fußgänger sollen von ihm belästigt worden sein. Oft genug soll es vorgekommen sein, dass diese "onder Verlitt" einen großen Bogen um den Pudel machen mussten, um weiterzukommen.

Vor 25 Jahren gab es noch Stammtischgäste, die behaupteten, sie seien des öfteren einer Sau begegnet; sie hätten sich, solange diese zu sehen war, nur mühsam und schleppend weiterbewegen können. "Ma häb sich reacht verleida müssa", erzählten sie.

An das Sallamale glaubt von der jüngeren Generation niemand mehr, jedoch hat sich die Angst und das Unbehagen vor dem Achstetter Wäldle recht lange gehalten. Ein Rentner, der sich früher regelmäßig am Stammtisch eingefunden hat, erzählte immer wieder, er sei ja nicht abergläubisch, das eine aber wisse er genau:

 

Als er noch Lehrling gewesen sei und jeden Tag mit dem Rad nach Achstetten fahren musste, da habe keiner, nicht einmal der heiligmäßige Pfarrer einer Nachbargemeinde das Achstetter Wäldle hinter sich gebracht, ohne abzusteigen und drei mal zu sagen:

"Alle guten Geischter

loben den Herrn und Meischter.

Die guten und die bösen;

die werden die Welt erlösen."

Oft sei es auch vorgekommen, dass man es 9 oder 12 mal sagen musste, so dass man wegen des "lausigen Pudels" zu spät zum Schaffen gekommen sei.

ANR

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